Bauen im Stadtbezirk Rhynern – Antwort der BI zum Beitrag der FDP vom 18.02.2020 im WA

Die Bürgerinitiative Dreiländereck vertritt einen rein ökologischen Ansatz in Bezug auf Neubaugebiete, die über die jetzigen Siedlungsgrenzen der Stadt Hamm hinausgehen und mit einem weiteren unumkehrbaren Verbrauch von Freiflächen verbunden sind. Das Thema Flächenverbrauch ist ein wesentlicher Inhalt des Klimaschutzes. Freiflächen sind natürliche Ressourcen, die nicht wiederhergestellt werden können, deshalb ist ein schonender Umgang damit unerlässlich.

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Im Rahmen der nationale Nachhaltigkeitsstrategie hatte die Bundesregierung bereits im Jahr 2002 das Ziel formuliert bis zum Jahr 2020 den täglichen Zuwachs der Siedlungs-und Verkehrsfläche auf 20 ha pro Tag zu reduzieren. Dieses Ziel wurde weit verfehlt der derzeitige Zuwachs liegt bei rd. 60 ha pro Tag. Die Kommunen sind nach den Vorschriften des §1a BbauG verpflichtet sparsam und schonend mit Grund und Boden umzugehen, die Notwendigkeit der Umwandlung landwirtschaftlicher Flächen muss begründet werden.

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Auch wenn wir gegen das geplante Neubaugebiet am Dierhagenweg sind, bedeutet dies nicht, dass wir grundsätzlich gegen Neubau sind. Nur müssen andere Möglichkeiten ausgeschöpft werden wie:

  • Bebauung von vorhandenen Reserveflächen innerhalb der Ortsteile
  • Nachverdichtung im innerstädtischen Bereich
  • Umwidmung von z.B. leerstehenden Gewerbe- oder Büroflächen
  • Aufstockungen von vorhandenen Wohngebäuden
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Zu berücksichtigen ist bei der Planung auch der demografische Faktor. Wir leben in einer Stadt deren Bevölkerung bis zum Jahr 2035 um rd. 3500 Einwohner zurückgehen wird, im Ortsteil Rhynern allein wird der Rückgang bei rd. 1500 Einwohnern liegen (alle Zahlen aus der Statistik der Stadt Hamm „Bevölkerungsprognose 2018 – 2035“). Aber nicht nur die Anzahl wird abnehmen auch die Altersstruktur ändert sich hin zu immer mehr älteren und weniger jüngeren Menschen. Dies bedingt natürlich auch andere Ansprüche an den Wohnraum. Die 1 und 2 Personenhaushalte werden weiter ansteigen, die typischen Familienhaushalte mit 3 oder 4 Personen werden stagnieren oder abnehmen.

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Uns wird von vielen Parteien entgegengehalten, dass das Neubaugebiet notwendig sei für Ansiedlung junger Familien. Die Förderung junger Familien hin zu Wohneigentum halten auch wir für eine soziale Notwendigkeit. Aber kann das denn wirklich nur über ein Neubaugebiet im Außenbereich erreicht werden? Einige Kommunen gehen den Weg über ein Programm das man unter die Überschrift „Altes Haus trifft Junge Familie“ stellen kann. Gezielt werden junge Familien finanziell gefördert wenn sie einen Altbau erwerben. Dies macht auch aus den bereits erwähnten demografischen Entwicklungen Sinn. Ältere Menschen denen Ihr Haus zu groß geworden ist machen Platz für junge Familien.

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Auch für die Kommunen ist es sinnvoll bei einer schrumpfenden Bevölkerungszahl nicht weiter flächenmäßig zu wachsen, da für diese neuen Gebiete neue Kosten durch z.B. Straßenunterhalt, öffentlichen Nahverkehr usw. entstehen, die dann auch noch von einer insgesamt geringeren Anzahl von Bürgern zu tragen sind. Fraglich ist auch, ob das geplante Neubaugebiet am Dierhagenweg tatsächlich einen Bevölkerungszuwachs für die Stadt Hamm bringen wird. Dies ist nur dann der Falt wenn überwiegend Menschen aus anderen Kommunen hinzukommen.

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Es bringt keinen Vorteil für die Stadt, wenn nur eine Binnenwanderung von Ortsteil A nach Ortsteil B stattfindet. Wir sind davon überzeugt, dass die Attraktivität einer Kommune nicht nur von Ihren Neubaugebieten abhängt, sondern von anderen Standortfaktoren wie z.B, attraktiven Arbeitsplätzen, Ausbildungsmöglichkeiten, medizinischer Versorgung, kulturellen Angeboten, Innovationsfähigkeit und hohen ökologischen Standards.

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Abschließend noch ein Wort zu uns. Wir sind nicht nur „einige Bürger“ sondern wir stehen für mittlerweile 475 Mitglieder, die diese Bedenken teilen und sich Sorgen um den Erhalt unserer Umwelt machen. Wir stehen nicht für ein einfaches „weiter so“ sondern für einen Wandel hin zu einem konsequenten Umweltschutz. Wir nehmen die Ausrufung des Klimanotstandes ernst bei unseren Forderungen.

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